Geburtstrauma ist ein bedeutendes Thema in Deutschland, der Schweiz und Österreich – es betrifft etwa jede dritte gebärende Person
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- 31. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Sept.

In diesem herausfordernden Kontext bieten Doulas ein tiefes Maß an emotionaler Sicherheit, kontinuierlicher Präsenz und respektvoller Fürsprache. Gestützt auf eine breite wissenschaftliche Grundlage, zeigen Studien, dass Doula-Begleitung medizinische Interventionen deutlich reduziert, positive psychologische Ergebnisse fördert und potenziell traumatische Geburten in ruhige, sichere Erlebnisse verwandeln kann.
Indem wir Doulas als Teil einer respektvollen, traumasensiblen Geburtshilfe priorisieren, gehen wir konkrete Schritte in Richtung einer Geburtskultur, die auf Würde, Heilung und menschlicher Verbindung basiert.
1. Aktueller Überblick: Geburtstrauma im DACH-Raum
Ein Geburtstrauma ist ein belastendes Erlebnis während der Geburt, das emotionale oder psychische Folgen haben kann – und es ist zu einem zentralen Diskussionsthema im deutschsprachigen Raum geworden. Statistiken zeigen, dass etwa ein Drittel der gebärenden Personen in Deutschland, der Schweiz und Österreich eine traumatische Geburt erlebt hat. Dazu zählen ungewollte Kaiserschnitte, Notfallinterventionen oder das Gefühl, während der Geburt völlig die Kontrolle verloren zu haben.
Mit wachsendem Bewusstsein für Geburtstrauma steigt auch die Sichtbarkeit und Nachfrage nach Doulas – psychosozialen Geburtsbegleiter*innen – in der Region. Sie bringen Qualitäten wie Stärke, Intuition, Wärme und eine erdende Präsenz mit, die ein Gefühl von Sicherheit und emotionaler Unterstützung während der Geburt fördern.
2. Was ist ein Geburtstrauma – und warum ist es wichtig?
Ein Geburtstrauma kann entstehen durch:
Ungeplante oder notfallmäßige medizinische Eingriffe
Das Gefühl, während der Geburt nicht unterstützt, nicht gehört oder nicht sicher gewesen zu sein
Fehlende emotionale oder körperliche Kontinuität in der Betreuung
Die emotionale Belastung kann langfristige Folgen haben – sie beeinflusst die psychische Gesundheit nach der Geburt, die Mutter-Kind-Bindung, das Stillen und sogar zukünftige reproduktive Erfahrungen. Genau deshalb ist es so entscheidend, ein nährendes, stärkendes Geburtsumfeld zu schaffen.
3. Wie Doulas vor Geburtstrauma schützen: Evidenz & Wirkmechanismen
a. Kontinuierliche emotionale und physische Unterstützung
Eine Cochrane-Analyse von 26 Studien mit über 15.000 Geburten zeigt, dass die kontinuierliche Begleitung durch eine Doula:
Die Wahrscheinlichkeit einer vaginalen Geburt (ohne Kaiserschnitt, Zange oder Saugglocke) erhöht
Den Einsatz von Schmerzmitteln reduziert
Die Dauer der Geburt verkürzt
Die Zufriedenheit mit der Geburt und dem Wochenbett steigert
Die Apgar-Werte der Neugeborenen verbessert
Den Stillbeginn erleichtert
Eine kultursensible, stärkende Betreuung fördert
All diese Verbesserungen tragen dazu bei, häufige Risikofaktoren für Geburtstrauma – wie Kontrollverlust oder unnötige Interventionen – zu verringern.
b. Weniger medizinische Eingriffe
Die Forschung zeigt klar: Doula-Begleitung senkt die Interventionsrate deutlich:
Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts: Reduktion um etwa 32–39 %
Instrumentelle Vaginalgeburten (z. B. Saugglocke, Zange): deutlich geringere Wahrscheinlichkeit (Odds Ratio ~0,54)
Weitere Reduktionen: geringerer Einsatz von Schmerzmitteln, Oxytocin, Zange/Saugglocke, kürzere Geburtsdauer, höherer Stillerfolg
Weniger invasive Eingriffe bedeuten häufig weniger psychische Belastung und ermöglichen ein ruhigeres, respektvolleres Geburtserlebnis.
c. Trauma-sensible Betreuung
Ein traumasensibler Doula-Ansatz betont:
Sicherheit und Vertrauen
Transparenz
Peer-Support (inklusive Überlebender)
Zusammenarbeit und Gleichberechtigung
Selbstbestimmung, Stimme und Wahlmöglichkeiten
Kulturelle und historische Sensibilität
Solche Begleitung hilft, Re-Traumatisierung zu vermeiden und achtet die Autonomie und Würde der gebärenden Person – Aspekte, die im klinischen Umfeld oft zu kurz kommen.
4. Warum Doulas Geburten sicherer und stärkender machen
Bereich | Auswirkung der Doula-Begleitung |
Interventionsraten | Weniger Kaiserschnitte und instrumentelle Geburten |
Geburtserleben | Höhere emotionale Zufriedenheit, positivere Erinnerungen |
Traumaprävention | Risikominderung durch Stärkung und Fürsprache |
Wochenbett-Outcome | Besseres Stillen, mentale Gesundheit, Bindung |
Kultursensibilität | Individuelle, kontextbezogene Unterstützung |
5. Konkrete Empfehlungen für den DACH-Raum
Ausbau von Doula-Ausbildungen, besonders mit Fokus auf traumasensible Begleitung im Wochenbett. Ebenso wichtig: Trainings zu Rassismus, queerer Bildung, und der Geschichte der Geburt – denn Kontext ist entscheidend.
Aufklärung von medizinischem Personal über den Wert kontinuierlicher Unterstützung – nicht nur für die physischen, sondern auch für die psychischen Geburtsergebnisse.
Öffentliche Sensibilisierung für Doulas als wirksame, nicht-medizinische, stärkende Unterstützung.
Förderung der Zusammenarbeit zwischen Doulas, Hebammen und geburtshilflichen Teams zur Unterstützung informierter, respektvoller Betreuung.
Geburt ist nicht neutral. Sie ist politisch – besonders, wenn du eine Gebärmutter hast, besonders, wenn dein Körper historisch kontrolliert, ignoriert oder übergangen wurde. Als Doulas stehen wir nicht außerhalb dieser Realität. Wir sind Teil des Systems – und Teil der Veränderung.
Um wirklich alle Gebärenden zu unterstützen, müssen wir bereit sein, ständig zu lernen, zu verlernen und uns selbst kritisch zu hinterfragen. Wir müssen verstehen, in welchen Systemen wir uns bewegen, welche Machtverhältnisse herrschen und welche Erfahrungen die Menschen machen, die wir begleiten.
Die Auseinandersetzung mit Geburtstrauma beginnt mit Zuhören – wirklich zuhören – und endet nicht dort. Aus diesem Zuhören heraus müssen wir handeln. Nicht nur mit Mitgefühl, sondern mit Mut. Nicht nur mit guten Absichten, sondern mit echtem Einfluss.
Denn jede Geburt verdient Sicherheit. Jede gebärende Person verdient Würde. Und niemand ist frei, solange nicht alle frei sind.
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